Eine trockene, graue Ebene erstreckt sich so weit das Auge reicht unter einem strahlend blauen Himmel. Europas größter gelber Bagger gräbt sich unermüdlich tief in diese kohlenstoffhaltige Erde und speit schwarze Materie aus seinem Maul. Einige Fahrzeuge fahren durch die sichere Sohle des Bergwerks Welzow-Süd in der Lausitz.
2021 wurden daraus jedoch 16,3 Millionen Tonnen Braunkohle gewonnen. In der Lausitz, an der Grenze zu Ostdeutschland, in der Nähe von Polen und Tschechien, Kohle ist das Herzstück der Wirtschaft. Sie prägte Landschaften, prägte die Identität ihrer Bürger und schuf wichtige Beschäftigungspools. Heute hängen fast 13.000 Arbeitsplätze oder jeder zehnte von der Braunkohle ab. Deshalb wurde der für 2038 geplante Kohleausstieg 2020 von Angela Merkel im Bundesgesetz verankert und dann auf 2030 vorgezogen. Eine Koalition aus Grünen, Liberalen und Sozialdemokraten Letztes Jahr, erstellt eine Menge Schmerz.
„Der Kohleausstieg ist eine gute Nachricht für das Klima“, analysiert Dominique Grillmaier, Politikwissenschaftlerin am Deutsch-Französischen Institut (TFI). Privatisierung und wirtschaftliche Liberalisierung.“ In der Lausitz wurden nach dem Mauerfall 1989 32 der damals 39 in Betrieb befindlichen Zechen wegen mangelnder Wettbewerbsfähigkeit geschlossen. Die Braunkohleindustrie verlor 90 % ihrer Arbeitsplätze, und die Arbeitslosigkeit liegt noch heute über dem nationalen Durchschnitt.
Enttäuschte Menschen
Die Lausitz leidet unter einer desillusionierten Bevölkerung und einer sehr etablierten extremen Rechten (30 %, 50 % haben bei den letzten Wahlen nicht gewählt). Es ist auch eine Drehscheibe für Drogen, die die Kriminalität anheizen. Kürzlich wurden Serien mit inspirierenden Titeln gedreht: dunkles, verstörendes Sci-Fi vor dem Hintergrund eines explodierenden Kernkraftwerks und Open-Air-Kriminalität, bei der zwei Ermittler einen Mörder im Sand alter Minen finden. Doch in der Lausitz und anderen Bergbauregionen will Deutschland den Kohleausstieg als Chance nutzen.
Das Land plant ein historisches Investitionsprogramm von 40 Milliarden Euro, um diese Standorte zu ersetzen und erneuerbare Energien zu erzeugen. Hier soll im Rahmen des Projekts „Lausitz 2038“ (rund 18 Milliarden Euro) Infrastruktur für Unternehmen geschaffen werden: ein neues Schienennetz und neue Straßen. In der Großstadt Cottbus, 120 Kilometer von Berlin entfernt, baut die öffentliche Hand ein Innovationszentrum Wissenschaftspark für die Forschungszentren von Unternehmen wie Bosch, BASF oder Daimler. 25 große Hersteller haben ihr Interesse bekundet. „Wir hoffen, rund 10.000 Arbeitsplätze zu schaffen“, sagte Johannes Steemmler von der Technischen Hochschule Cottbus-Senftenberg, die die Initiative koordiniert.
Versprechen
In Aussicht auf den kommenden Wirtschaftsfrühling hat sich die Deutsche Bahn bereits für den Standort eines Instandhaltungs- und Sanierungswerks für ihre Schienenfahrzeuge entschieden und damit 1.000 Arbeitsplätze geschaffen. Auch der Hauptbetreiber der Zechen Welzow, LEAG, setzt auf Wasserstoff und Solarenergie. „Es gibt Geschäfte und Investitionen, seufzt der Forscher. Die Lausitz muss jetzt ihr Image ändern, um Talente und qualifizierte Arbeitskräfte anzuziehen.“
Er hat Grund zu glauben. In der Lausitz hat sich die Landflucht Richtung Westen leise umgekehrt. „Welsos Migrantenbilanz ist positiv“, freut sich Birgit Jugold, Bürgermeisterin der kleinen Stadt, die dem Bergwerk seinen Namen gab. Nach der Covid-19-Pandemie siedeln sich junge Freiberufler an, angelockt von den attraktiven Mieten, der üppigen Natur, der Nähe zu Berlin und dem Freizeitversprechen rund um die Seen. Eine Dynamik, in die die öffentliche Hand investiert, um die Transformation des Bergbausektors einzuleiten. Das immer noch vorherrschende Gefühl der Abwertung kann zu einem rosigen und vor allem grünen Image führen.
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