Das CTM-Festival, das am 4. Februar in Berlin endet, ist eine Institution für Fans elektronischer Musik. Organisiert vom sehr berühmten Berghain Club feierte es sein 25-jähriges Jubiläum in einer etwas düstereren Atmosphäre. Mitte Januar, wenige Tage vor Beginn, sagten ein Dutzend DJs ihre Teilnahme ab. Die meisten sagten, sie seien dem Aufruf zum Boykott deutscher Kultureinrichtungen gefolgt. Vor ein paar Wochen gestartet und der Titel „Angriff Deutschland“Der Text ruft „Lehnen Sie die Anwendung der McCarthy-Politik durch deutsche Kulturinstitutionen ab, die die Meinungsfreiheit unterdrücken, insbesondere den Ausdruck der Solidarität mit Palästina.“.
Kritik an der pro-israelischen Haltung Deutschlands
Die Autoren dieses Appells, deren Identität unklar ist, beziehen sich auf den Fall der palästinensischen Schriftstellerin Adania Shipley, der auf der letzten Frankfurter Buchmesse wenige Tage nach den Hamas-Angriffen gegen Israel der Liberator-Preis verliehen werden sollte, der jedoch verschoben wurde. Im letzten Moment. Sie hoben auch die Streichung öffentlicher Subventionen für das Berliner Kulturzentrum Oyoun im Dezember hervor, nachdem sie eine Diskussion mit israelkritischen jüdischen Aktivisten organisiert hatten. Bisher haben rund hundert Menschen den Text unterzeichnet, darunter die französische Schriftstellerin und Nobelpreisträgerin Anne Ernaux.
Auch wenn dieser Boykottaufruf eine gewisse Wirkung gezeigt zu haben scheint, hat die Leitung der Berlinale – der in zwei Wochen eröffneten Internationalen Filmfestspiele Berlin – zugegeben, dass sie zwei Aufforderungen zum Rückzug der Filme erhalten hat. Einer davon wurde vom ghanaischen Regisseur Ayo Tsalithaba bestätigt, dessen Film in der Kategorie „Forum Expansion“ eingeplant sein sollte.
Ein kultureller Kontext unter Spannung
Der Vorfall war Teil einer umfassenderen Kritik, die im Laufe der Jahre gegen die deutschen Behörden geäußert wurde. Aufgrund seiner Verantwortung für die Shoah schätzt das Land die Sicherheit Israels ein „Staatsräson“ Es zeigte eine nahezu grenzenlose Solidarität mit diesem Land.
Ironischerweise stößt der aktuelle Aufruf zum Boykott eines Kulturspektakels, insbesondere nachts, auf viel Kritik. „Mangel an Empathie“ Und sein „Schweigen“ Gegenüber Hamas-Opfern. „Lange Zeit war der Kampf gegen Antisemitismus auf Schulen, Jugend- und Kulturkreise beschränkt. In den letzten Jahren hat der Antisemitismus dort jedoch zugenommen. Da gibt es noch viel zu tun.“Seit Kurzem ist die deutsche Radiosenderin Stella Leder Expertin für Kulturwissenschaften.
Im Jahr 2022 rückte das Thema in den Fokus, als auf der Documenta 15 in Kassel, einer der weltweit wichtigsten Messen für moderne Kunst, mehrere antisemitische Werke gezeigt wurden. Der gesamte Art Director musste zurücktreten.
Im Namen der Meinungsfreiheit
Zu dieser angespannten Atmosphäre kam im Dezember eine weitere berlinspezifische Kontroverse hinzu. Senator Joe Cialo, zuständig für Kultur, schlug vor, die Kulturförderung der Stadt von einem Engagement gegen Antisemitismus abhängig zu machen. Mehr als 800 Menschen haben einen offenen Brief unterzeichnet, in dem sie dies verurteilen „Die Pflicht des Glaubensbekenntnisses“ Und ein „Eine zutiefst undemokratische Vorstellung von Meinungs- und Kunstfreiheit“. Konkret verweisen die Unterzeichner auf eine Verpflichtung zur Einhaltung einer umstrittenen Definition von Antisemitismus, nämlich der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA). Angesichts des Aufschreis kehrte der betreffende Berliner Senator zu seinem Plan zurück.
All diese Debatten haben auf jeden Fall Auswirkungen auf die politische Ebene gehabt. Die Bundeskulturministerin Claudia Roth setzt sich nun dafür ein, dass die für Kulturfragen zuständigen Bundesländer und Territorien einen einheitlichen Verhaltenskodex in antisemitischen Angelegenheiten verabschieden. Es wird erwartet, dass er diesen Monat Ideen zu diesem Thema vorstellt.
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